Schwerpunkt Neuroendoskopie
Die neurochirurgische Klinik besitzt einen weiteren Schwerpunkt: Die Neuroendoskopie, bei der optische und operative Instrumente über kleinste Zugänge in Hohlräume des Gehirns eingeführt werden, wodurch Gewebeprobenentnahmen sowie Eingriffe, wie Entfernung von Tumoren, möglich sind.
Genutzt werden entweder die natürlichen Hohlräume der Hirnkammern oder die Räume unterhalb des Gehirns, die sogenannte Schädelbasis.
Die Neuroendoskopie ist eine sinnvolle Ergänzung zu den etablierten mikrochirurgischen Operationsverfahren. Dabei kann das Endoskop vielfältig eingesetzt werden: als reines Operationsinstrument, in Kombination mit einem Operationsmikroskop oder zur Kontrolle nach mikrochirurgischen Eingriffen.
Technik
Bei dem Endoskop handelt es sich um ein optisches Lichtleitungssystem, an das eine Kamera angeschlossen ist. Darüber hinaus ist es mit einem Spül- und Arbeitskanal zum Einbringen von Miniaturinstrumenten wie Fasszangen, Ultraschallsonden oder Ballonkathetern ausgestattet. Der Operationszugang ist über einen bleistiftdünnen Kanal möglich. Die Kamera ermöglicht es, gestochen scharfe Bilder in Full-HD-Qualität aus verschiedenen Perspektiven auf einen hoch auflösenden Bildschirm zu übertragen. Verschiedene Winkeloptiken ermöglichen die umfassende Inspektion aller Bereiche. Das verschafft dem Operateur einen detailreichen Blick auf das Operationsfeld mit seinen empfindlichen Strukturen wie Blutgefäßen oder Nerven, wodurch die Operationssicherheit gesteigert wird.
Eine hydropneumatische spezielle Endoskophalterung ist eine neue Innovation, die eine extrem präzise Positionierung und Bewegung des Endoskops beim Operieren ermöglicht.
Einsatzmöglichkeiten
Uns stehen drei Endoskopie-Systeme zur Verfügung. Eines dient der transventrikulären Endoskopie. Dieses Instrument wird durch den Ventrikel (Nervenwasserkammer) eingeführt und zur Entfernung von Tumoren, zur Herstellung von Verbindungen innerhalb der Nervenwasserkammer und zu den Räumen außerhalb des Gehirnes, aber auch zur Probeentnahme von Tumoren, die neben der Mittellinie liegen, genutzt.
Das zweite Endoskopie-System wird für die Schädelbasis-Chirurgie transnasal (durch die Nase) verwendet. Über die transnasalen endoskopischen Zugänge können Tumoren der Hirnanhangdrüse, aber auch unterhalb des Gehirnes, so genannte Schädelbasis-Tumoren, schonend endoskopisch entfernt werden.
Das dritte System dient der Wirbelsäulenchirurgie. Es wird sowohl für Schmerztherapie (endoskopische Thermokoagulation) aber auch für Bandscheibenchirurgie genutzt.
Vorteile
Kleinere Zugänge und kürzere Krankenhausaufenthalte, kleinere Wundflächen und damit ein geringeres Infektionsrisiko sowie eine bessere Wundheilung kennzeichnen dieses moderne Verfahren. Besonders vorteilhaft ist die endoskopische Behandlung für Patienten, wenn z. B. durch Vorerkrankungen wie Diabetes das Risiko von Wundheilungsstörungen besteht.
Tumoren und Zysten in den Hirnkammern können über ein kleines Bohrloch im Schädel so oft sicher und schonend entfernt werden. In Kombination mit modernster Neuronavigation und intraoperativer Bildgebung kann sich der Chirurg genau im OP-Gebiet orientieren und das Endoskop exakt positionieren. Das sind optimale Voraussetzungen für die Behandlung hochkomplexer Erkrankungen.